November 2013
Wir haben nach einem wundeschönen Sommer, tollen Herbst auch einen wunderschönen sonnigen Spätherbst. Der Winter will einfach noch nicht
starten, vielleicht mit den Temperaturen schon schön langsam aber die Sonne kanns noch und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. So schön
ists wenn sie durch die Gassen Edinburghs’ scheint und alles in warmes Licht taucht. Richtig unwirklich schaut alles aus. Wie durch eine gelbe
Weichzeichnerlinse. Kann man sich kaum satt sehen. Hat einen fast unwiderstehlichen Charme diese Stadt, auch um dies Jahreszeit.
An zwei Sonntagen gabs Gelegenheit wo einmal das Fort in unserer Gasse gestanden hatte auf das Gelände (sonst hoch ummauert noch von
den originalen Mauern aus dem 16. Jahrhundert), zu kommen und den Ausgrabungen zuzusehen. Bei den Abrissarbeiten und Vorbereiten für die
neuen Einfamilienhäusern, die gebaut werden, sind sie auf Originalmauerteile des ursprünglichen Forts und Gefängnisses zu Napoleons Zeiten
gestoßen und hoffen auch auf Fundgegenstände. Also müssen die neuen Häuser etwas warten bis sie gebaut werden können. War cool dort zu
gehen wo früher das riiiiesige Gebäude prangte. Diesen Monat schauten wir uns auch viele neue Wohnprojekte an. Mal sehen was so am
Kaufmarkt ist.
Wir hatten Anfang des Monates lieben Besuch aus Westschottland von Drum Major Kollegen Michaels. Wir luden zu Schweinsbraten mit Knödel
und Sauerkraut sowie Salzburger Nockerln ein. War nicht ganz ihres wie die Teller zeigten. Stehen doch eher nur auf schottisches Essen und doch
nicht so offen wie andere Freunde. War das erste Mal, dass unser traditionelles Essen nicht so ankam. Na macht nix. Sie wollten es versuchen.
Hatten aber trotzdem einen sehr netten Nachmittag und Plausch.
Am 11.11. ist ja in Österreich Faschingsbeginn, hier aber Gedenktag der Soldaten (lebend oder tot). Waren sehr überrascht als wir im Lidl doch
tatsächlich Faschingskrapfen fanden. So flauschig, fast schon verboten frisch, aber mit Erdbeermarmelade gefüllt statt Marille – also doch etwas
anders. Aber war nett und uuuuur gut.
Dann folgte auch schon der Höhepunkt des Monats: Papa Binder kommt!!!!!
Nach der Arbeit am Donnerstag ging es sich schön aus ihn abzuholen vom Flughafen. Damit es schnell ging beim Kochen gab es Fisch und Chips
von unserem „Haus und Hof Lieferant“ – das beste und die größte Portion in Edinburgh – da sind wir uns sicher. Papa langte auch zu, aber alles
schaffte er dann doch nicht, dafür war die Portion doch zu groß. Bisschen die nächsten Tage planen und dann rief auch schon das Bett.
Am Freitag starte Michael mit Dynamic Earth, dem größten Wunsch von Papa es wieder zu sehen. Danach gings die Royal Mile hinauf Souvenirs
shoppen, St. Giles besuchen, Wurscht, Brot und Gurkerl schnabulieren und noch beim grad aufsperrenden Weihnachtsmarkt vorbeizuhuschen.
Wir trafen uns zu hause abends zu Hörnchen mit Thunfischsoße und schauten snooker. Heute blieb Papa schon 1 Stunde länger auf. Am
Samstag dann hatten wir spontan entschieden nach Glasgow zu fahren, da ich Freikarten für die Weihnachtsmesse dort bekommen hatte. Wir
ergatterten einen Gratis-Parkplatz nahe beim Gelände und waren gleich beim Aufsperren da. War nett, aber nur vielleicht ein Drittel der Messe
war wirklich weihnachtlich gestimmt. Der Rest waren Kleider und Essen und Kochvorführungen von Starköchen. Papa war begeistert von den
ganzen Kostproben bei den Käse und Spezialöl Ständen, Brot und Süsses – die mitgebrachten Sandwichs hätten wir fast nicht gebraucht. Aber es
war nur eine Halle also relativ bald durch und so beschlossen wir auch den Weihnachtsmarkt in Glasgow vor dem St. Enoch Centre zu besuchen. Da gab es viele tolle Stände mit
mal ganz anderen Essensständen und auch Weihnachtsdeko. Die Sonne blendete so stark, dass das flanieren richtig anstrengend war. Leider keine Sonnenbrillen dabei, außer dem
Papa natürlich! Wir spazierten noch ein bisschen durchs Einkaufszentrum und dann gings auch schon wieder mit dem Zug zurück zum Auto. Beim Heimfahren fuhren wir beim Asda
vorbei um Pizza zu holen, denn Papa hat die beim letzten Mal gut geschmeckt. Abends schauten wir dann X Factor mit Papa und er stimmt ganz begeistert mit ein in die Spannung
welcher Sänger bei dem Wettbewerb weiter kommt und wer nicht. Und wieder eine Stunde länger aufgeblieben.
Am Sonntag war dann lieber Besuch angesagt. Aber zuerst machte sich Papa auf den Weg noch mal der Royal Yacht Britannia einen Besuch
abzustatten. Pünktlich um 12 war er wieder zurück. Es gab Balmoral Chicken mit Ofenröstgemüse und Whisky Soße ohne Whisky. Unsere Gäste
kamen ein bissl spät, aber da wurde der Speck um das mit Haggis gewickelte Hendl nur noch knuspriger. Da Michael die Hühnerbrüste schon am
Vortag hergerichtet hatte, hatten wir eigentlich keinen Stress. Kartoffel, Karotten und die Rüben nur ein bissl vorkochen und dann ab ins Rohr.
Schön aufdecken und schon kamen unsere Gäste. Papa wollte gern auch Andrew und Julia’s Kinder wieder sehen. Leider konnte Julia nicht
kommen aber dafür kam Andrew’s Papa mit – das freute uns sehr, denn so hatten wir wieder die Gelegenheit wenigstens einen Teil unserer
Adoptiveltern wiederzusehen. Abgerundet wurde das Essen mit einem Eton Mess (Gemisch aus Himbeeren mit zerbröckeltem Baiser und
Schlagobers im Glas). Mmmmh. Das war gut. Rhona und Moritz waren sehr brav. Rhona hatte im Auto geschlafen und war durchs aufwecken
eher traumatisch noch unterwegs, kein spielen diesmal, Moritz aber steuerte sogleich den Spieleteppich an und stürzte sich auf die Autos, die
schon auf ihn warteten. Danach wollten wir uns alle gemeinsam auf den Weg machen zum Lights on in die Stadt (einschalten der
Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt), aber dann schlief Moritz ein im Auto und so beschloss Andrew gleich nach Haus zu fahren und wir gingen alleine. Na da war was los,
Wahnsinn. Und es wurden immer mehr – Wir schauten uns auch den ganzen Weihnachtsmarkt an, der sich gegenüber den vergangen Jahren mehr als verdoppelt hat.
Aber es war mehr ein schieben als ein wirkliches anschaun möglich. Trotzdem schön, denn wir hatten ja keinen Stress. Rechtzeitig zum Einschalten der Lichter durch Sir Chris Hoy
(dem erfolgreichsten Sportler Schottlands aller Zeiten – 6 Goldmedaillen im Radsport) waren wir wieder zurück in der George Street. Jetzt zum Platzen voll, dass wir ab der Mitte
nicht mehr weiter vorwärts kamen. Wenigstens war eine Videoleinwand vor uns. Dann gings wieder nach Hause zum Aufwärmen und so ließen wir uns die Eiernockerl mit grünem
Salat gut schmecken. Nach einem Film und ein bisschen Snooker schaun fielen wir ins Bett.
Montag gingen Papa und Michael ins Schmetterlingshaus, aber da gabs nicht nur Schmetterlinge sondern auch Schildkröten, Echsen und
Ameisen. Das gefiel Papa. Da wollte er gar nicht mehr raus.
Zwischenstopp mit Wurstsalat stärkte für den zweiten Teil des Tages. Danach gings zu Mary Kings Close auf die Royal Mile. Papa interessierte sich
für die Gewölbe und die Unterstadt von Edinburgh, die jetzt nicht mehr existiert weil zugemauert. Er hatte von Mama so viel gehört von einer
speziellen Gewölbe Tour, dass er auch interessiert war. Hier hatte er den Vorteil, dass es eine deutschsprachige Unterstützung gab und er so den
ganzen Erzählungen auch lauschen konnte. Es ist immer wieder toll diese Tour zu machen. Der Schlusspunkt in dieser Führung in der
Originalstrasse die nur mehr unterirdisch existiert aber so konserviert wurde ist einfach unglaublich. Michael hatte in der Zwischenzeit im Deacon
Brodie Cafe bei Scones mit Marmelade und Schlagobers gewartet. Abends warteten dann gute Truthahnsteaks mit Kartoffelpüree und
Kohlsprossen, die wir alle ratzeputz wegputzten. Wieder ein gutes Betthupferl von Papa als Nachspeise und müde vielen wir ins Bett.
Dienstag war leider schon wieder Koffer Packen angesagt für Papa, da er für die nächsten 5 Tage zu Sabine fuhr. Jedes Kind bekam 5 Tage mit
Papa. Ein letztes Mal spazieren auf der Princes Street um in Ruhe noch mal den Weihnachtsmarkt zu durch stöbern. Die letzten Weihnachtsgeschenke und Mitbringsl besorgen. Zum
Aufwärmen gabs von Papa einen Glühwein und für mich eine heiße Schokolade. Gestärkt auch von einem selbst gemachten spezial Fleischsandwich mit Salt und Tomate (Papa hats
tatsächlich gegessen - ) genossen wir die letzten Stunden mit Papa. Abends fuhren wir dann mit Papa zu Sabine wo wir eine traditionelle Fischsuppe bekamen – mmh die wärmte.
Eispalatschinken rundeten das Mal ab. Leider sahen wir Sabine kaum, da sie meist in der Küche hantierte. Ein schöner Besuch von Papa ging dem
Ende zu, einmal gibt’s noch ein kurzes Wiedersehen wenn er abfliegt am Sonntag am Flughafen.
Am 30.11. ist ja schottischer Nationalfeiertag, den wir hauptsächlich mit schmücken der Wohnung für die Weihnachtszeit verbrachten. Das nimmt
doch immer ganz schön viel Zeit ein. Puh wir sind geschlaucht. Aber trotzdem gings am späten Nachmittag noch in die Stadt in den Grassmarket
um zu schaun was dort los ist anlässlich des Festtages. Eigentlich hätte da ein Rekordversuch eines Ceilidh Tanzes stattfinden sollen, das scheinen
wir verpasst zu haben. Wir stöberten etwas durch den Internationalen Markt und hörten einigen schottischen Bands zu, aber es war nicht wirklich
viel los. Also kurz noch beim Weihnachtsmarkt vorbei schaun und wieder ab nach Hause. Wir legten noch einen Spätbesuch beim Kino ein um
„Saving Mr Banks“ zu sehen (über Walt Disney und der Autorin der Mary Poppins) wie sich herausstellet hattenwir eine exklusive Vorstellung, wir
waren gaaaanz alleine. Das war dann sehr spät im Bett…